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Antrag / Anfrage / Rede

Anfrage zum Katastrophenschutz bei einem GAU

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister

 

heute vor genau zwei Jahren passierte in Fukuschima/ Japan ein doppelter GAU! Die Auswertung dieser bis dahin in einem technisch hochentwickelten Land für unmöglich gehaltenen Katastrophe hat nach den GAUs in den USA (Harrisburg 1979), und in der SU ( Mayak 1957; Tschernobyl 1986) auch neue Erkenntnisse für Deutschland und Kempten gebracht:

 

Laut einer Veröffentlichung im „Spiegel“ vom 17.3.2013 (vorab im Netz unter: www.spiegel.de/ wissenschaft/ mensch , aufgerufen heute um 11:34 Uhr) belegt eine bisher unveröffentlichte Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz eine flächenmäßig deutlich weitere Ausbreitung der Radioaktivität nach Strahlungsaustritt infolge eines GAU (bisherige Annahme: Radius von 25 Km). Ebenfalls liegt die Dauer der radioaktiven Freisetzung wesentlich höher als bisher angenommen, nämlich nicht im Stunden- sondern, wie in Fukuschima, sogar im Monatebereich!

 

Gefahreneinschätzung:

Kempten hat zwei bedrohende AKW´s in seiner Nachbarschaft:

- Das älteste Atomkraftwerk der Welt, Beznau/CH, liegt in der Nähe des Bodensees und damit genau westlich von Kempten. Unsere Stadt liegt also im Gebiet des potentiellen fallouts bei 80% Westwindströmung/Jahr!

- Das größte deutsche AKW Gundremmingen liegt zum Glück nördlich von Kempten, ist dafür aber weniger als 100 Km entfernt!

- Es ist das einzige deutsche AKW mit der Fukuschima- Siedewasserreaktor-Technik, d.h. mit nur einem Kühlkreislauf!

- Es ist das einzige AKW Deutschlands mit zwei aktiven Reaktorblöcken!

- Entsprechend hat es das größte Zwischenlager Deutschlands für abgebrannte Brennstäbe. Dieses liegt, wie alle anderen gegen Terrorangriffe nur durch Nebelkanonen geschützt (!!!), in direkter Nachbarschaft zu seinem Atomkraftwerk!

- Es ist das AKW, das weltweit den größten Einsatz von plutoniumhaltigem Mischoxid (MOX) vornimmt!

- Laut AZ v. heute (S.9) hat die Betriebsleitung von Gundremmingen für jeden der beiden Blöcke eine weitere Leistungssteigerung von 20 MW/Jahr beantragt!

 

 

Die Gefahr, dass Kempten radioaktiv verstrahlt werden könnte ist, also real.

 

 

Nach dem bisherigen Katastrophenplänen ist bei Strahlungsunfällen wie einem GAU die Regierung von Schwaben und das Bayerische Staatsministerium des Inneren für das K-Management verantwortlich; die Landratsämter, (im Falle Kemptens die Stadt), sind lediglich für ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Jodtabletten verantwortlich. In Bayern gibt es nur 7 zentrale Jodtabletten Depots: Zum Glück für Kempten liegt eines davon in unserer Heimatstadt!

 

Nun zu den konkreten Anfragen:

 

1) Ist es richtig, dass die Bevölkerung Kemptens im atomaren Katastrophenfall nicht evakuiert werden wird, obwohl Fukuschima gezeigt hat (s.o.), dass eine solche auch außerhalb des 25 Km-Radius um ein explodiertes AKW nötig sein wird?

2) Wann fand die letzte Notfallübung zum Umgang mit radioaktiv kontaminierten Personen im Raum Kempten/OA statt?

3) Wie viele und welche Notfallstationen gibt es im Stadtgebiet zur Versorgung der möglichen atomaren Opfer? Wie viele Opfer können pro Tag dort jeweils behandelt werden?

4) Wie viele Plätze in Schutzräumen sind für die rund 65 000 Einwohner in Kempten vorhanden?

5) Was passiert mit den übrigen Einwohnern?

6) Nach welchen Kriterien wird der Zugang zu diesen Bunkern begrenzt werden?

 

Sehr geehrter Herr Dr. Netzer:

Wir stellen diese heutige Anfrage, um unsere Stadt für dem hoffentlich nicht eintretenden Fall der Fälle bestmöglich vorbereitet zu sehen. Wir wissen auch, dass uns atomrechtlich als Kommune die Hände mehr oder weniger gebunden sind. Sollte es jedoch zum Schlimmstmöglichen kommen, müssen die Opfer aber hier vor Ort von unserer Stadtverwaltung, unserer Feuerwehr, unserem THW, unseren Rettungskräften und allen anderen ehrenamtlichen Organisationen versorgt werden. Wieder einmal würden die Letzten die Hunde beißen! Tun wir alle, jeder an seiner Stelle, unser Menschenmöglichstes, die reale hochbrisante Gefahr, die die Atomwirtschaft birgt, so schnell wie möglich zu beenden.

 

Hochachtungsvoll für die Gruppierung UB/ÖDP im Stadtrat

 

Michael Hofer

 

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